
Elternakademie
Empathie Schule für Paare (Wertschätzende Kommunikation)
Langzeitpaare
Es gibt Studien, die das Verhalten von Paaren untersuchen, die mehr als
50 Jahre verheiratet sind. Was sie alle gemeinsam hatten, war eine lange
Vorlaufzeit bis zur Heirat. Denn es ist immer schwierig, sich auf Dauer
zu binden, wenn man emotional so tief ergriffen ist, dass man eine
Illusion über den Anderen aufbaut. Besser ist es, die Phase des frisch
Verliebt seins abzuwarten.
In lang anhaltenden Beziehungen, so wurde herausgefunden, ist der Mann außerdem etwas älter als die Frau.
Entscheidend jedoch ist vor allem, wie die Paare Konflikte lösen. Gut
funktionierende Paare übertragen ihre eigenen Probleme nicht auf andere,
sie haben Respekt voreinander und Verständnis für die Bedürfnisse des
anderen - die sie auch zu befriedigen zu versuchen.
In Untersuchungen wurde gezeigt, dass diejenigen, die nach Jahren noch
zufrieden sind, ihre Konflikte weniger emotional lösen, die Schwächen
des Anderen tolerieren und darüber gemeinsam lachen können.
Außerdem gilt für glückliche Paare, dass sie häufiger Gefühle der Freude bereits morgens beim Aufstehen austauschen.
Wichtig ist auch, dass beide Seite wissen und akzeptieren, dass Männer
und Frauen unterschiedliche Erwartungen an Beziehungen haben. In einer
weiteren Studie, die zur Beantwortung der Frage herangezogen werden
kann, erklärten Frauen, dass ihnen Liebe an erster Stelle wichtig sei.
Dann käme ein ?ausgeglichenes Verhältnis von Geben und Nehmen?, ?Heim,
Familie, Kinder?, das Bewusstsein, dass es ?Zwei für eine gelingende
Ehe? braucht sowie ?Verständnis und Geduld?.
Männern sind ebenfalls ?Zwei für eine gelingende Ehe? wichtig. Dann
kommen ?Ehrlichkeit und Vertrauen?, ein ?ausgeglichenes Verhältnis von
Geben und Nehmen?, ?Heim, Familie, Kinder? und erst zum Schluss das
romantische Gefühl von Liebe. Das heißt Männer und Frauen verhalten sich
oft spiegelverkehrt. Der eine ist des Anderen Spiegelbild. Wenn das
akzeptiert wird, können Beziehungen gelingen. Frauen sollten auch die
Besonderheit der Männer akzeptieren, dass sie sich in Beziehungen oft
defensiv verhalten.
Männer müssen dagegen gelassen bleiben, wenn Frauen emotionaler
reagieren und sich über vieles kritischer äußern. Liebe Männer, aus
meiner männlichen Sicht gilt: Sich auf einen Beziehungskampf mit der
Frau einzulassen, sollten sie lieber bleiben lassen.
Darf eine Frau einem Mann einen Heiratsantrag machen?
Grundsätzlich erst mal, darf sie alles. Aber entscheidend ist, ob
esverführt. Wenn eine Frau einem Mann einen Heiratsantrag macht, ist es
eine Verhaltensweise mit vielen männlichen Persönlichkeits-Anteilen in
ihrer Kommunikation, welche z.B. durch Führung, Dominanz, Rationalität,
Direktheit ausgedrückt wird. Genauso sind natürlich die weiblichen
Anteile (u.a. Schutz, Fürsorge, Emotionalität, Intuition, Indirektheit)
in derselben Frau angelegt. Eine Partnerschaft ist ein lebendiges
Gebilde eines beständigen nonverbalen Dialogs zwischen beiden Partnern,
wobei die männlichen und weiblichen Anteile in Balance gehalten werden
sollten. So sucht sich z.B. eine Frau die ihre "männlichen Muster"
ausdrückt oft einen "weiblicheren" Mann, um ihre "nicht ausgedrückte"
Seite zu sehen und zu entwickeln. Insofern ist Partnerschaft immer auch
Entwicklungsarbeit nicht ausgelebter Potenziale und unterdrückter
Persönlichkeitsanteile und dass ein ganzes Leben lang. Wenn zum Beispiel
die Frau ihre männlichen Anteile zu stark betont, und der Mann im
Gegenzug nicht seine Weiblichen, kann das zu Problemen führen.
Gegensätze ziehen sich an und wie bereits beschrieben, gehört es zu den
männlichen Anteilen u.a. klare Ansagen zu machen. Ein Heiratsantrag ist
so eine klare Ansage. Eine Frau, die einen Antrag macht, kann viele
Gründe dafür haben: eventuell hat sie vorher viele indirekten Signale
ihrer Liebe ausgesendet und möchte "romantisch" erhört werden,
vielleicht sind es unbefriedigte "Sicherheitsbedürfnisse" oder ganz
praktikable Gründe wie z.B. eine bessere Steuerklasse des dann
"gemeinsamen" Einkommens. Wenn es dann schon vorkommt. Liebe Frauen,
bitte denkt daran: einen Mann kann es durchaus verunsichern, wenn die
Frau diese, traditionell den Männern vorbehaltene, Frage stellt. Der
Antrag sollte deshalb nicht nur verführen, sondern darf auch den Mann
nicht unter Druck setzen. Er muss die Möglichkeit haben, "nein" zu
sagen. Zum "Ja" wird er sich leichter entschließen, wenn der Antrag ein
wenig geheimnisvoll und spielerisch vorgebracht wird. Denn viele Männer
finden das Mysteriöse und Rätselhafte einer Frau anziehend. Vor 30
Jahren wäre ein Antrag von einer Frau übrigens undenkbar gewesen. Damals
stand hinter einem Antrag noch die Bereitschaft des Mannes, für die
Frau sorgen zu wollen. Das hat sich geändert. Frauen bekommen immer mehr
männlichere Eigenschaften, Männer weiblichere, was zu neuen
Kommunikationsproblemen in der Beziehung führen kann. Doch wenn beide
Partner beachten, dass sie ehrlich und reflektiert "erwachsen"
miteinander kommunizieren, kann nicht viel schief gehen, dann kann Sie
Ihm durchaus einen phantasievollen, romantischen Antrag stellen. Er kann
ja oder nein sagen, man lacht gemeinsam und genießt trotzdem das
gemeinsame wundervolle Leben. Das ist Liebe und so sollte es sein:
undramatisch und verführend, abenteuerlich, intensiv-aufregend, heiß und
manchmal kalt, jedoch nie automatisch und langweilig. Die
Empathieschule für Paare hat viele Gesichter: verbale und nonverbale
Möglichkeiten der Vers6tändigung - aber eins bleibt dabei immer die
Grundlage: unsere Sensibilität und die kreativen Ausdrucksmöglichkeiten
unserer intimsten Wünsche. Marcus Stück, Diplompsychologe